Obstplantage Bloemersheim
Obstplantagen Bloemersheim
Bei unseren Recherchen für einen verantwortungsbewußten Umgang mit Lebensmitteln sind wir auf die Obstplantagen Bloemersheim in Neukirchen-Vluyn gestoßen, die, wie wir finden, mit ihrem Obstanbau und ihrem Konzept ein echtes Vorbild sind.
Schon 1656 kam die Familie von der Leyen nach Krefeld und wurden bekannt durch die Herstellung von Seidenwaren. Schloss Bloemersheim ist seit 1803 im Besitz der Familie von der Leyen. 1970 übernahm Friedrich Heinrich von der Leyen die Bewirtschaftung in Bloermersheim und konzentrierte sich auf den Anbau von Obst, Landwirtschaft und den Forstbetrieb. 1982 heiratete er seine jetzige Ehefrau Jeanette von der Leyen. Die beiden haben 4 Kinder, wobei die älteste Tochter seit dem 01.02.2013 in den elterlichen Betrieb mit eingestiegen ist, nachdem sie ein hervorragendes landwirtschaftliches Studium absolviert hat. Eine Familie die sich auch sozial sehr engagiert, z.B. durch Unterstützung der Schulen mit Obst für wenig Geld oder aber auch Spenden für wirklich gute Zwecke.
Frau von der Leyen lud uns ein, die Obstplantagen, mit einer Fläche von ca. 30ha für den gesamten Obstanbau, zu besichtigen. Dem sind wir natürlich gerne gefolgt. Sie führte uns persönlich über das Gut und erzählte uns viele interessante Dinge.
Zu den zehn Apfelsorten (Früh-und Spätlese) werden noch Erdbeeren, Wallnüsse, Birnen, Pflaumen und Blaubeeren angebaut. Der Haupteil der Bewirtschaftung fällt aber auf die Apfelbäume. Frau von der Leyen erklärte uns, dass die Apfelbäume immer an derselben Stelle gepflanzt werden können und umso älter ein Apfelbaum wird umso schlechtere Qualität haben die Früchte, deswegen werden sie alle 18-20 Jahre gefällt. Anders bei Birnenbäumen, bei ihnen wird die Birnenqualität besser umso älter ein Baum ist.
Die Familie von der Leyen führt einen konventionellen Anbau, da es sonst nicht möglich wäre in diesem Maße Obst anzubauen. Sie machen es aber mit viel Bedacht und versuchen mit viel natürlichen Dingen den Weg des Spritzens im Bereich des Möglichen zu umgehen. Eine Möglichkeit ist z.B. das Bewässern. Zum einen gibt es eine Tröpfchenbewässerung, die für die Bäume besser ist, da nur die Wurzel Wasser bekommt, und zum anderen gibt es die Überkronenberegnung. Hier werden die Bäume mit Wasser berieselt. Da Kälte und Frost für die Apfelblüte schlecht sind wird dieses Verfahren als Frostschutz eingesetzt. Es ist zwar sehr aufwendig, aber so wird gewährleistet, dass man weniger spritzen muss.
Es werden auch immer mehr neue Apfelsorten eingesetzt bzw. angebaut, da sie einfach robuster gegen Krankheiten sind. Auch so muss weniger Spritzmittel eingesetzt werden.
Die Apfelbäume auf der Plantage werden sehr eng gepflanzt. Das gibt zum einen, einen hohen Ertrag und zum anderen wachsen nicht so viele Äste. Zweimal im Jahr werden die Bäume geschnitten. Der Hauptschnitt findet jetzt zur Zeit im Februar statt und dann folgt noch der Sommerschnitt, da werden die Triebe geschnitten die keine Früchte tragen. Die Bäume dürfen auch nicht nur einfach geschnitten werden. Es gibt eine besondere Technik die den guten Geschmack der Äpfel ausmacht, das liegt daran das die Bäume beim schneiden Hormone ausschütten. Es gibt sogar Bäume deren Äste man
nicht schneiden darf, sondern sie müssen gebrochen werden.
nicht schneiden darf, sondern sie müssen gebrochen werden.
Jeder Baum auf der Plantage wird von einer Baumschule geliefert. Er ist ca. im dritten Jahr, wenn er geliefert und gepflanzt wird und wirft dann auch schon den vollen Ertrag. Jeder Baum ist veredelt, das sieht man an den wulstigen Stellen unten am Stamm. Rundherum um die Bäume liegen kleine Hölzchen rum, diese dienen dazu, dass die Hasen nicht an den Bäumen nagen sondern an die Hölzchen gehen. Zusätzlich ist aber ein Schutz an den Stämmen der Bäume. Als Dünger wird Pferdemist verwendet, der zuvor von Bauern für die Champignonzucht genutzt wurde.
Zwischen den Obstbäumen stehen so genannte Befruchtungsbäume, das sind kleine Zier- bzw. Wildapfelbäume deren Früchte so groß wie Kirschen sind. Diese Bäume sind sehr robust und werfen ca. 100 mal so viele Früchte wie eine normaler Apfelbaum. Sie dienen dazu, dass durch die vielen Früchte Insekten angelockt werden, denn ohne die Bestäubung der Bienen findet keine Blüte statt. Auch hier ist wieder der Vorteil, dass nicht so viel gespritzt werden muss. Extra dafür hat auch ein Imker seine Bienenkästen auf dem Gut stehen. Da Bienen aber bei kalten Temperaturen nicht fliegen, werden zusätzlich noch Hummeln eingekauft. Sie fliegen auch bei kälteren Temperaturen und bestäuben auch sehr gut.
Sollten zu viele Äpfel an den Bäumen sein, werden sie abgeknippst, denn zu viele Äpfel mindert die Qualität der Äpfel da der Baum zu viele Nährstoffe braucht.
Die Familie von der Leyen beschäftigt auf der Plantage drei feste Mitarbeiter plus die Verkäuferinnen für den Verkauf. Dazu kommen noch die Erntehelfer und Saisonkräfte ,die meistens aus Polen kommen, aber das schon seit Jahren. Das zeugt dafür ,dass sich die Saisonkräfte dort sehr wohlfühlen. Auch wir haben festgestellt, dass die Familie von der Leyen, nach ihren Möglichkeiten, sehr auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achtet. So gibt es z.B. nicht einfache Astscheren für die Mitarbeiter, sondern sie werden mit Luftdruck betrieben, was natürlich sehr arbeitserleichternd und gesundheitsfördernd ist. Es gibt sogar in der Sortieranlage eine Fußbodenheizung für die Mitarbeiter, damit sie nicht den ganzen Tag auf dem kalten Boden stehen müssen. VORBILDLICH!
Für das Holz der alten Bäume wurde auch eine tolle Verwendung gefunden. Es wird ca. 2 Jahre am Waldrand getrocknet oder in einem Trockencontainer getrocknet, in dem warme Luft eingeblasen wird. Es wird zum einen zur Eigennutzung genutzt, durch eine Hackschnitzelheizung die extra angeschafft wurde (spart Energiekosten und die Umwelt wird nicht so belastet) und zum anderen wird es aufgrund der großen Nachfrage als Brennholz verkauft. Es muss wohl selber abgeholt werden. Der Erlös aus diesem Verkauf kommt der Erhaltung des Waldes und der Waldwege zugute und es wird für die Arbeit im Wald genutzt. Auch hier sagen wir wieder: VORBILDLICH!
Die Ernte erfolgt durch eine bestimmte Maschine die man sich wie eine Krake vorstellen muss. Früher hatten die Erntehelfer einen Beutel vor der Brust, der natürlich immer schwerer wurde und zu Lasten der Gesundheit der Helfer ging. Außerdem haben die Äpfel durch das Fallenlassen in den Container auch schnell Dellen bekommen und faulen so schneller. Das wird durch diese Maschine verhindert, da die Helfer die Äpfel vorsichtig auf ein Förderband legen, was ganz langsam läuft. Anschließend werden sie vorsichtig in einen Container gelegt.
Danach kommen sie in eines der insgesamt acht Kühlhäuser. Sie werden dort aber nicht nach Apfelsorte sortiert, sondern gemischt für den Verkauf. Der Grund dafür ist, dass die Kühlhäuser nicht nur kühlen sondern auch Sauerstoff wird entzogen, sobald die Türe geschlossen ist, denn mit Sauerstoff altern die Äpfel schneller und werden somit bis zu einem halben Jahr haltbar gemacht. Sie schmecken dann immer noch frisch und knackig. Jede Kiste wird beschriftet und an den Kühlhäusern steht auch immer welche Sorten sich darin befinden und wann sie eingelagert worden sind. Zusätzlich lagern sie noch für andere Betriebe mit ein.
Vor dem Verkauf kommt das Obst in die Sortieranlage. Die Äpfel kommen da in eine Art „Badewanne“, in der sie frei schwimmen. Dadurch werden die Äpfel gesäubert und schonend transportiert, damit keine Dellen entstehen. Als nächstes kommt eine Schwammrolle, wo sie etwas trocken gemacht werden. Hier fängt eine Mitarbeiterin schon an die schlechte Ware auszusortieren. Mit einer Bürste werden die Äpfel dann in die OMS Anlage geführt, die Photozellen in der Anlage erfassen die Äpfel nach Art und Größe und sortiert sie dann automatisch in fünf verschiedene Ausgänge. Sie landen dann in Schalen z.B. große Äpfel oder aber die die nicht genug Farbe haben. Die Sortierung erfolgt nach:
- A-Ware Tafelware für den Verkauf
- B-Ware Ware für Mus, Säfte oder Apfelchips z.B. zu große Äpfel
- C- Ware für die Pferde
Der Rest geht an eine Familie aus Rheurdt die eine Gänsezucht betreiben, als Futter für die Gänse. Frau von der Leyen kann also mit reinem Gewissen sagen dass nichts weggeschmissen wird. Selbst wenn manchmal einige wenige Reste zurückbleiben, werden sie im Wald verteilt für das Wild. Auch hier müssen Regeln eingehalten werden, welche Ware noch in den Verkauf darf und welche nicht. Was aus dem Verkauf raus muss wird zur Produktion von Apfelsaft genutzt oder es wird C-Ware.
Unser Fazit ist, dass die Familie von der Leyen uns einen interessanten Einblick in ihren Betrieb gegeben hat, wie man mit wenig Chemikalien Obst anbaut und uns vor allem gezeigt hat, dass Lebensmittel nicht unbedingt immer weggeschmissen werden müssen, denn es gibt viele Möglichkeiten der Verwertung.
Vielen Dank dafür!
Den Bericht schrieb Celine Willemsen (Klasse 7e)